Die Schweizerischen Republikanischen Blätter des konservativen Publizisten J.B. Rusch
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BuchzusammenfassungDie Studie von Annetta Bundi befasst sich mit den «Schweizerischen Republikanischen Blättern», einer überparteilichen Wochenzeitung, die 1918 gegründet worden ist. Verantwortlich für die Redaktion des Blattes war Johann Baptist Rusch. ein äusserst eigenwilliger, dem katholischen Milieu entstammender Appenzeller Joumalist. Die «Schweizerischen Republikanischen Blätter» boten sich Rusch ais ideale Plattform an, nonkonfomùstische ldeen zu propagieren. Damit stiess er bei der Leserschaft auf grosses Interesse, entfremdete sich aber gleichzeitig je länger je mehr vom angestammten katholischen Milieu und wurde zur publizistischen Stimme eines überkonfessionellen Konservatismus. Unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges und des Landesstreiks stellte Redaktor Rusch seine Arbeit ganz in den Dienst der Verständigung zwischen Deutsch und Welsch, zwischen Arbeiterschaft und Bürgertum sowie zwischen Protestantismus und Katholizismus. Gleichzeitig verbreiteten die «Schweizerischen Republikanischen Blätter» xenophobe und antisemitische Parolen. Die Hartnäckigkeit, mit der dies bis in die 1930er Jahre hinein geschah, lässt aufhorchen. Dass sich Rusch parallel dazu für den Beitritt der Schweiz zum Völkerbund, für eine offene, sendungsbewusste Schweiz sowie für die weltweite Abrüstung und die Schaffung eines Zivildienstes einsetzte, zeigt, dass er − wie im übrigen auch andere konservative lntellektuelle – nicht bloss ais Vertreter einer reaktionären Avantgarde bezeichnet, sondem ais Seismograph der sich rasch wandelnden Schweiz angesehen werden kann.